Holzbauweisen
Überblick
Für den Bau von Wohnhäusern und anderen Gebäuden vergleichbarer Größe und Nutzung werden heute üblicherweise verschiedene Holzbauweisen angewendet.
Der Überblick soll helfen, die Bauweisen zu unterscheiden und ihre Besonderheiten richtig einzuschätzen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass vielerorts die Begriffe unterschiedlich eingesetzt werden. So verstehen manche unter "Ständerbau" den modernen Holzskelettbau, andere sehen darin den Fachwerkbau mit über die Geschosse durchlaufenden Ständern.
Für alle Bauweisen gilt: Bei guter Planung, Ausführung und Pflege gibt es hinsichtlich der Lebensdauer, der Qualität und der Wirtschaftlichkeit von Holzbauten keinen Unterschied zu gängigen Massivbauten.
Die mit Holz als Werkstoff errichteten Häuser haben jedoch viele darüber hinausgehende, objektive Vorteile, die zum Teil unmittelbar kostenrelevant sind (platzsparende, leistungsfähige Bauteile, kurze Bauzeiten etc.), zum Teil die Wohnqualität und Umweltqualität betreffen (Wohnklima, Nachhaltigkeit, trockene Bauweise).
Typologische Entwicklung
Die konstruktive Typologie der Holzbauweisen reicht von stabförmigen Konstruktionen (Holzskelettbau) über flächige Systeme mit zusammengesetzten Querschnitten (Holzrahmenbau / Holztafelbau) bis zu flächigen massiven Konstruktionen (Blockbau, moderne Holz-Massivbausysteme).
Wichtigster Ausgangspunkt ist der Fachwerkbau. Anfang des 19. Jh. in Amerika zur "balloon frame" und "platform frame" weiterentwickelt, wurde diese "reimportierte" Bauweise den deutschen Normen und Gesetzen angepasst und Grundlage für den heute etablierten Holzrahmenbau.
Bauphysik
Der Vorteil der Holzrahmen- und Tafelbauweise ist, dass die Dämmung direkt in die Zwischenräume von Beplankung und Gerippe eingefügt werden kann. Dies reduziert die erforderlichen Wandabmessungen und vergrößert folglich die nutzbare Wohnfläche bzw. minimiert die bebaute Fläche.
Das Wärmeschutz-Niveau der Außenwände erreicht durch Wahl der Querschnitte und Zusatzdämmschichten mühelos 3-Liter-Haus- oder 1,5-Liter-Haus / Passivhaus-Niveau. Zur Erfüllung der Schall- und Brandschutzanforderungen stehen eine Vielzahl geprüfter Dach-, Wand- und Deckenaufbauten zur Verfügung.
Architektur
Beide Bauweisen können für beliebige Grundrisse eingesetzt werden, da die durch die Beplankungsdimensionen vorgegebenen Konstruktionsraster unabhängig vom Gebäuderaster gehandhabt werden können. Die Planung und Gestaltung unterliegt daher keiner Einschränkung.
Die Bausysteme können sowohl für Einfamilienhäuser als auch für groß angelegte, mehrgeschossige Wohnkomplexe genutzt werden. Durch die lange Anwendungsdauer kann auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz zurückgegriffen werden.
Konstruktion und Tragwerk
Das Gerippe (Ständer, Rähm und Schwelle) aus Vollholz und die Beplankung aus Holzwerkstoffen bilden zusammen ein System, das ein Mehrfaches der Tragfähigkeit gegenüber den Einzeltragfähigkeiten besitzt. Die Beplankung verhindert das seitliche Ausknicken oder Kippen der Ständer. Durch die Rippen wiederum wird die Beplankung gegen Beulen gesichert. Der Einfachheit halber und auf der sicheren Seite liegend werden die Tafeln in der Statik meist nicht als Verbundquerschnitt gerechnet, obwohl darin ein gewisses Optimierungspotential steckt.
Das Rastermaß für die senkrechten Rippen ergibt sich werkstoffseitig aus den Standardabmessungen der Holzwerkstoffplatten. DIN 1052 beschränkt den Rippenabstand in Abhängigkeit von der Dicke der Beplankung auf die maximal 50-fache Beplankungsdicke, um unzuträgliche Formänderungen infolge Klimaeinwirkungen zu vermeiden. Das gängige Rastermaß liegt bei 62,5 cm.
Die Beplankungen werden mit den Rippen durch mechanische Verbindungsmittel (meist Nägel, auch Klammern und Schrauben) oder durch Leimung verbunden.
Ausführung
Die aus vorkonfektionierten Holzbauteilen ausgeführten Wandelemente eignen sich ebenso gut zur Baustellenfertigung wie auch zur Vorfertigung kompletter Bauelemente. Die Herstellung im Werk bringt den Vorteil der witterungsunabhängigen Vorfertigung mit sich.
Gleichzeitig verkürzt sich dadurch die Bauzeit, weil die vorgefertigten Wände, Decken und die Dachkonstruktion innerhalb kurzer Zeit montiert werden können.
Begriffe
Bedingt durch die historische Entwicklung und durch Unschärfen im Sprachgebrauch gibt es keine allgemein verbindliche Definition der zur Bezeichnung der verschiedenen Holzbauweisen verwendeten Begriffe. Die nachfolgende Nomenklatur dürfte allgemeinem Verständnis entsprechen.
Holzbauweisen mit stabförmigem Tragsystem aus Stützen (Ständern) und Trägern/Balken. Die Aussteifung übernehmen diagonale Streben oder integrierte Scheiben. Die historische Entwicklung führt von frühgeschichtlichen Pfostenbauten über das Fachwerk von der Antike bis zur Neuzeit und bis zu modernen Holzskelettbauten.
Nahe Verwandte Holzbauweisen mit flächigem (scheibenförmigen) Tragsystem. Die Scheiben bestehen aus Vollholzrahmen mit aussteifender, flächiger Beplankung und integrierter Wärmedämmung. Insofern nimmt der Holzrahmenbau/Holztafelbau eine Zwischenstellung zwischen dem Holzskelettbau und den Holz-Massivbauweisen ein.
Holzbauweisen mit flächigem (scheibenförmigen) Tragsystem. Die Scheiben sind durchgehend aus Holz aufgebaut. Die älteste, auch heute noch angewendete Holz-Massivbauweise ist der Blockbau mit Stämmen oder Blockbohlen. Moderne Systeme verwenden flächige, aus Brettern oder Bohlen vernagelte/verleimte Elemente.
Die Holzbauweisen entwickeln sich heute teils zu in Konstruktion und Materialkombination geregelten Systemen weiter, auch mit Schnittstellen zu ergänzenden Systemen der Haustechnik und des Ausbaus
Wir wollten uns zunächst noch einmal für die ausführliche und angenehme Besprechung des ersten Entwurfes bei Ihnen bedanken! Ihr Grundentwurf hat uns ja schon, wie Sie gemerkt haben, gut gefallen.